Das Königsgrab am Wieserberg
löst eine Kulturinitiative aus

Das Königsgrab am Wieserberg

Ausgehend von den archäologischen Grabungen am Wieserberg, Gemeinde Dellach im Gailtal, hat sich rund um das "Königsgrab" eine Kulturinitiative entwickelt. Der geschichtsträchtige Ort auf der Geländeterrasse über dem Gemeindegebiet zwischen der prähistorischen Siedlung Gurina und dem Helenenkirchlein bzw. dem hallstattzeitlichen Herrschergrab(?) wurde zum Zentrum kultureller Veranstaltungen, bei denen die rund 3000jährige Siedlungsgeschichte der Region ins Bewußtsein der heute im Tal lebenden Bevölkerung gehoben wurde. Der ehemals gemeinsame Kulturraum bis an die Adria, der Plöckenpaß (Via Iulia Augusta) als uralter Alpenübergang spielten dabei eine identitätsstiftende Rolle.

Daraus entstand die Idee zu einem dreisprachigen Open-Air-Kulturfest am Wieserberg, das im Juli 2001 von der Gemeinde und dem Historischen Verein Dellach veranstaltet wurde. Dazu war es u. a. gelungen, das slowenische Theater in Triest mit der Groteske "Halstat" von Drago Jancar ins Gailtal zu bringen. Einige Szenen daraus wurden italienisch, slowenisch und deutsch gespielt.

Im Sommer 2002 wurde die Kosakentragödie "Lauf Katinka" von der Theaterwerkstatt Dölsach unter der Regie von Dr. Eckehard Schönwiese in einer Open-Air-Inszenierung am Wieserberg aufgeführt. Die fünf Aufführungen waren ausverkauft. Der Stoff aus der jüngsten Geschichte (der Kosakenzug über den Plöcken im Mai 1945) fand breitestes Pulikumsinteresse. Zur Aufarbeitung des Themas in einer Folgeveranstaltung war es sogar gelungen, Graf Nikolai Tolstoi aus London zu einer Forumsdiskussion nach Dellach zu bringen.

Im Sommer 2003 wurden auf der Waldbühne am Wieserberg Knappentänze aus Slowenien, Friaul und Kärnten in Zusammenarbeit mit dem Kärntner Bildungswerk (Dr. Fillafer) gezeigt, wobei wiederum der gemeinsame Kulturraum Alpen-Adria im Mittelpunkt stand.

Diese drei Veranstaltungen haben einige Tausend Besucher auf den Wieserberg gelockt. Im Interesse von Kultur im ländlichen Raum und mehrfachem Interesse der kleinen Landgemeinde Dellach/Gail soll diese Sommerveranstaltungs-Reihe fortgesetzt und zu einem fixen Bestandteil des Kärntner Kultursommers ausgebaut werden.

Das Wieserberg-Projekt 2004

Pfarrkirche St. Daniel unter Goldenstein Im Jahr 2004 feiert die für Dellach zuständige Pfarrkirche St. Daniel ihr 950-Jahr-Jubiläum. Anlass genug, um die Kulturinitiative Wieserberg zu einem Festbeitrag zu motivieren. Was lag näher, als auf die Aufzeichnungen des Paolo Santonino zurückzugreifen, der den Bischof Pietro von Caorle 1485 auf seiner Reise ins Gailtal begleitete. Ein Stoff, der ganz in die Grundkonzeption der Wieserberg-Initiative paßt und die lange kirchenherrschaftliche Zugehörigkeit unserer Region zum Patriarchat von Aquilea sowie die Herrschaft der Grafen von Görz dokumentiert. Einmal mehr rückt der Plöckenpaß als uralte Reiseroute durch die Alpen ins Blickfeld, über die nach verläßlich historischer Quelle der Bischof mit Santonino ins Gailtal reiste, um Pfarren zu visitieren und Kirchen nach der Zerstörung durch die Türken wieder einzuweihen.

Der bekannte Kärntner Autor Engelbert Obernosterer aus Hermagor hat nach Studium der historischen Fakten ein Bühnenstück mit dem Arbeitstitel "Paolo Santonino, ein Sittenbild in fünf Aufzügen" in Anlehnung an P. Santoninos Reiseaufzeichnungen aus dem Jahr 1485" verfaßt. Der Text wurde von mehreren Theaterfachleuten sehr positiv beurteilt, nach fachlichem Rat modifiziert und aufführbar gemacht. Die einzelnen Szenen spielen an konkreten historischen Orten in Kötschach, auf Schloß Bruck bei Lienz, in St. Daniel oder auf der Burg Prießenegg bei Hermagor.

Für die Projektgruppe stand von Anfang an eine Umsetzung unter professioneller Regie und einem Mix aus Profi-Darstellern und routinierten Laienschauspielern aus dem Tal fest, um das erforderliche Niveau (für den anspruchsvollen Text) zu gewährleisten. Geplant sind zwei Spiel-Wochenenden mit sechs Aufführungen in der ersten Augusthälfte auf der bestehenden Open-Air-Bühne am Wieserberg. Veranstalter sind der Historische Verein und die Gemeinde Dellach. Durch die geleisteten Vorarbeiten ist eine erfolgsversprechende Realisierung des Projektes gesichert: Ein stark lokalbezogenes historisches Thema, aktualisiert durch das Kirchenjubiläum, geschrieben von einem renommierten lokalen Autor und gespielt von Schauspielern aus dem Tal (die Laienspielgruppe Dellach mit eingeschlossen) unter professioneller Regie aus dem Team der "neuebuehnevillach".