Zur Geschichte der Kosaken

Unter Kosaken steht im Lexikon: "Ursprünglich turktatarisches Reitervolk, dann vor allem ostslawische Gemeinschaften freier Krieger und geworbener Grenzsoldaten, bis zum Ende des Zarenreiches mobile und kampfkräftige Reiterverbände im russischen Heer.
Kosakenstämme siedelten in verschiedenen Gebieten des Zarenreiches. In der russischen Oktoberrevolution kämpften sie auf Seite der "Weißen", also der Konterrevolutionäre. 1918 hob die Sowjetregierung sämtliche Privilegien der Kosaken auf. Die Bolschewiki blieben ihre Feinde - auch für jene Gruppe, die in Südrussland beheimatet war. Sie wollten und konnten sich dem kommunistischen Plansystem nicht unterordnen.
Von den deutschen Truppen, die im Zweiten Weltkrieg in die Sowjetunion eindrangen, versprachen sie sich Befreiung von der kommunistischen Unterdrückung.
Zu Beginn des "Russland-Feldzuges" zeigten Hitlers Militärstrategen wenig Interesse an den Kosaken als Verbündete, für sie waren sie "slawische Untermenschen". Als sich aber nach Stalingrad das Blatt wendete und die Rote Armee mehr und mehr die Oberhand gewann, wurde ein Kosaken-Kavalleriekorps mit deutschem Rahmenpersonal gebildet, welches im Partisanenkrieg in Jugoslawien zum Einsatz kam. Die Ersatzeinheiten und der Tross samt Frauen und Kindern begannen sich ab 1942 westwärts abzusetzen. Im Herbst 1944 erreichte der Treck den Raum Gemona-Tolmezzo in Friaul. Hier sollten die Kosaken angesiedelt werden, ein neues "Kosakia" entstehen. Schon einige Monate zuvor waren Kosaken aus dem Siedlungsgebiet Novogrudok (westlich von Minsk) in den oberitalienischen Raum gezogen, wo ihnen die deutschen Behörden neue Siedlungsgebiete zuwiesen. Die deutsche Besatzung beschlagnahmte in Friaul Land und Häuser für ihre Unterbringung, worauf die ansässige Bevölkerung mit Empörung reagierte. Die Kosakenführung begann mit dem Aufbau einer eigenen Verwaltung, doch bevor es zur Errichtung von "Kosakia" kam, nahte das Ende des Krieges. Amerikanische und englische Truppen waren bis April 1945 bereits bis Norditalien vorgestoßen. Kosaken-General Domanov erteilte am 29. April den offiziellen Befehl zum Rückzug über die Grenze nach Kärnten. Am 3. Mai erreichte die Spitze des Trecks die Gailtaler Seite des Plöckenpasses. Neuschnee hatte die überwindung des Alpenpasses erschwert, im Gail- und Lesachtal versammelte sich der Volkssturm, um Plünderungen zu verhindern. Kötschach-Mauthen und die nähere Umgebung waren nur wenige Tage mit den Kosaken konfrontiert. Ihnen folgte unmittelbar die 78. britische Infanteriedivision, deren Führung sie zum Weiterzug über den Gailberg ins Drautal und den Lienzer Raum überredete und ihnen dort Lagerplätze zuwies. Insgesamt an die 30.000 Menschen und mehrere tausend Pferde sammelten sich hier bis zum 8. Mai 1945.
Zunächst entwickelte sich ein gutes gegenseitiges Verhältnis zwischen Engländern und Kosaken. Die Briten mussten jedoch das Abkommen von Jalta erfüllen. Demnach waren die sowjetischen Staatsbürger, die sich in den Besatzungszonen der Westmächte befanden an Stalins Sowjetunion auszuliefern. Die Briten wussten, dass es zu erbittertem Widerstand bei einer Bekanntgabe dieses Vorhabens kommen würde. Die Kosaken wurden nämlich von den Russen als Verräter gewertet. So versuchten sie die unvermeidliche Auslieferung (offiziell sprach man von Repatriierung) ohne größeres Blutvergießen zu erledigen. Zu diesem Zweck sollen die Kosaken unter Vorwänden entwaffnet und von den Offizieren getrennt worden sein. Als es dann schließlich aber doch unvermeidlich war, die bevorstehende Auslieferung an die Rote Armee bekannt zu geben, spielten sich Anfang Juni 1945 in den Lagern bei Lienz und im Drautal bis Spittal schauerliche Szenen ab. Mütter mit Kindern sprangen in die Drau, manche Kosaken warfen sich vor die Fahrzeuge oder begingen Selbstmord. Viele flohen in die Berge. Insgesamt dürfte es einige hunderte Tote (manche Quellen sprechen von tausenden) gegeben haben. Zehntausende aber wurden in Viehwaggons nach Judenburg transportiert und dort den Russen übergeben. Die Sowjets verurteilten die Kosakenführer in Moskau zum Tode. Die Mannschaften und die Familien kamen in die Arbeitslager nach Sibirien. Dort sollen nicht mehr als die Hälfte überlebt haben.


Ende

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