Zum Spielort am Königsgrab

Eine Waldlichtung am Weg zum uralten, romanischen Bergkirchlein St. Helena in unmittelbarer Nähe des norischen Königsgrabes am Wieserberg, Dellach im Gailtal, wurde als Aufführungsstätte für ein Volksschauspiel zur Kosakentragödie von 1945 gewählt. Es handelt sich dabei um die zweite kulturelle Veranstaltung an diesem geschichtsträchtigen Ort im Umfeld der prähistorischen Stadt Gurina, wo im vergangenen Sommer mit "Halstat am Königsgrab" (in drei Sprachen) ein Akzent gesetzt wurde, der die 3000 Jahre alte gemeinsame Geschichte des Alpen-Adria Raumes, die uralten Wege von der Meeresküste über die Gebirgspässe zu den Schätzen der Alpen ins Bewußtsein der Gegenwart hob.
Die sonnseitige Höhenterrasse über dem Gailtal gibt den Blick auf den Plöckenpaß, die "Via Iulia Augusta" frei, auf der in prähistorischer Zeit die Veneter, später die Legionen Cäsars nordwärts zogen und in jüngster Geschichte sich der Endmarsch der Kosaken vollzogen hat. über den Plöcken zog in den ersten Maitagen unmittelbar vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges der Treck der Kosaken. Es war die letzte Etappe eines über 3.000 km langen Weges vom Don bis nach Kärnten und Osttirol. Der Plöcken wurde für das freiheitsliebende Reitervolk, das sich dem sowjetischen Kommunismus nicht beugen wollte, zur Schicksalsstraße. Statt eine neue Heimat zu finden, wartete auf die meisten von ihnen der Tod. Von diesem tragischen Schicksal , das sich im Raum Tolmezzo-Plöckenpass-Gailtal-Lienz und Drautal abspielte, erzählt das Volksschauspiel "Lauf Katinka" Die Waldbühne am Wieserberg hat somit direkten Bezug zum Ort des historischen Geschehens. Viele ältere Besucher, die den Blick über den Talboden bis Kötschach schweifen lassen, haben noch persönliche Erinnerungen an die Kosakenpferde, die auf den Feldern nach dem ersten Grün suchten, an Frauen und Kinder, seltsam anmutende fremde Reiter in Kosakenuniformen, an Wagen mit Hab und Gut, die in den Dörfern herumstanden.
Weil Völkerverbindendes, Grenzüberschreitendes, die slawischen, romanischen und germanischen Wurzeln in unserem Lande und seiner Geschichte, weil die geistige Idee hinter der "Via Iulia Augusta" auch der kulturellen Veranstaltung am Wieserberg Pate stand, hat der Historische Verein Dellach mit Unterstützung der Gemeinde das Kosakenschicksal aufgegriffen. Es ist (fast vergessene) Geschichte, die sich in unserer Region abgespielt hat und neue Aktualität durch die gegenwärtige Mediendiskussion über Zwangsaus- und -umsiedlung (Sudetendeutsche, Benes-Dekrete, Avnoj-Beschlüsse, Aussiedlung der Kärntner Slowenen) erhalten hat.

Ende

Home